Hoeneß: Bauermann leidet unter Realitätsverlust

München - Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat die Entlassung von Dirk Bauermann gerechtfertigt und den früheren Münchner Basketball-Coach scharf kritisiert.
Uli Hoeneß presste die Lippen zusammen, nahm sein Jackett und ging wortlos Richtung Kabine. Es gab Redebedarf. Der Präsident war mehr als bedient, nachdem sich die Basketballer von Bayern München zum Bundesliga-Start beim 61:80 gegen die EWE Baskets Oldenburg bis auf die Knochen blamiert hatten. Hoeneß war schwer enttäuscht, sah sich nach dem peinlichen Auftritt aber auch in seiner Kritik bestätigt. Hoeneß' Zorn traf deshalb weniger die Spieler, sondern den in der vergangenen Woche entlassenen Trainer Dirk Bauermann.
„Man sieht, dass die Mannschaft körperlich überhaupt nicht fit ist“, sagte der Bayern-Boss bei Sport1 und gab Bauermann sechs Tage nach dessen Rauswurf noch ein paar nette Worte mit auf den Weg. „Wenn die Spieler noch so viel Kraft haben, fast jeden Abend wegzugehen, dann arbeiten sie tagsüber zu wenig. Die Einheiten waren zu wenig und zu wenig intensiv.“
Trotz mehrfacher Aufforderung, den Profis im Training mehr abzufordern, habe Bauermann nicht reagiert. „Wir waren seit langer Zeit der Meinung, dass die Kondition der Spieler zu wünschen übrig lässt“, sagte Hoeneß. Doch es änderte sich offenbar nichts zur Zufriedenheit der Bosse, als Konsequenz zogen sie die Reißleine.
Der Zeitpunkt war überraschend, allerdings nur für Außenstehende. „Das ist keine spontane Entscheidung gewesen, das hat sich seit drei, vier, fünf Monaten aufgestaut“, sagte Hoeneß: „Wir hatten auch in der letzten Saison schon eine Situation, als wir kurz vor der Trennung standen. Dann hat man die Play-offs doch im letzten Moment noch geschafft.“
Bauermann war nach dem Rauswurf schockiert - Hoeneß kann das nicht verstehen. „Beim letzten Gespräch war er sehr überrascht, aber dann muss ich sagen, dann leidet er doch an Realitätsverlust“, sagte der 60-Jährige in seiner unnachahmlichen Art.
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Erst einmal in Fahrt gekommen, legte der Präsident nach. Der frühere Bundestrainer sei sich seiner Sache zu sicher gewesen. „Er hat sich überhaupt nicht vorstellen können, dass der FC Bayern diesen Schritt wagen würde. Er hat geglaubt, dass er so eine starke Position im deutschen Basketball hat, dass wir uns das nicht erlauben können. Da hat er sich getäuscht.“
Ein Alleingang sei die Entlassung nicht gewesen. Bauermann habe im gesamten Verein kaum noch Rückhalt gehabt. Auch die Zusammenarbeit zwischen dem Coach und Sportdirektor Marko Pesic war laut Hoeneß „am Ende eine Katastrophe. Da hat der eine am einen Ende gezogen und der andere an jenem. Da muss sich der Verein irgendwann für eine Seite entscheiden.“
Der Klub entschied sich für Pesic und Yannis Christopoulos. Doch der Wechsel an der Seitenlinie war keine Soforthilfe. Beim Debüt unter dem vom Assistenten zum Chef beförderten Griechen zeigten die Bayern eine indiskutable Vorstellung.
„Man kann kein Spiel gewinnen, wenn man den Wettkampf nicht annimmt. Als Heimmannschaft muss man den Ton angeben, die Einstellung hat überhaupt nicht gestimmt“, sagte Christopoulos. Im zweiten Viertel spielten die Bayern schwach und gerieten bis zur Pause mit zwölf Punkten in Rückstand. Was die zahlreichen Promis im Münchner Dome dann zu sehen bekamen, war kaum zu glauben.
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Die Gastgeber waren völlig von der Rolle, spielten konzeptlos und brachten fast keinen Ball im Korb unter. Oldenburg nutzte die Schwächephase eiskalt aus und führte zwischenzeitlich mit 30 Punkten. Auf der Tribüne traute nicht nur Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger seinen Augen nicht. Schließlich ist der Edelfan verwöhnt. In der gesamten vergangenen Saison hatten die Bayern nur zwei Heimspiele verloren.
Hoeneß ist davon überzeugt, dass der Erfolg zurückkommt. „Wir haben Zeit genug, diese Defizite auszugleichen. Kein Mensch kann dir ja klarmachen, dass diese Mannschaft nicht gut genug ist, um oben mitzuspielen.“
sid