Als Münchner in Berlin: Pesic kehrt zurück

Berlin - Svetislav Pesic kennt sich gut aus in Berlin. Sieben Jahre lang hat der Serbe erfolgreich in der Hauptstadt gearbeitet und als Trainer seiner alten Liebe Alba eine Ära geprägt. Jetzt kehrt er zurück.
Wenn der 63-Jährige am Sonntag mit Bayern München zurückkehrt, muss er nicht nur zu einer anderen Halle fahren als früher. Pesic kann sich darauf einstellen, dass der Empfang alles andere als herzlich ausfallen wird.
Pesic kommt als neuer Hoffnunsträger der ungeliebten Bayern wieder. Da hilft es nur wenig, dass er enorme Verdienste um den Berliner Basketball hat. Mit Pesic an der Seitenlinie gewannen die „Albatrosse“ den Korac-Cup (1995), wurden Pokalsieger (1999) und viermal nacheinander Meister. Die Serie riss nicht, als er ging. So erfolgreich wie unter Pesic war der Bundesligist aber nie wieder - und natürlich auch nie zuvor.
Gern wird Pesic an die alten Tage zurückdenken, Zeit für Sentimentalitäten bleibt dem ehemaligen Bundestrainer aber nicht. „Jetzt sind 24 Stunden Arbeit gefragt“, hatte der Coach am Dienstag bei seiner Vorstellung in München gesagt. Möglichst schnell will der neue Mann die bislang enttäuschenden Bayern auf Kurs bringen.
Dass es am Sonntag (17.05 Uhr/Sport1) direkt gegen Berlin geht, gibt dem ohnehin brisanten Aufeinandertreffen eine ganz besondere Note. Selbst das Spitzenspiel zwischen Vizemeister ratiopharm Ulm und Meister Brose Baskets Bamberg (15.00), also das Duell Zweiter gegen Erster, rückt mit einem Mal in den Hintergrund.
Pesic gilt das ganze Interesse. Das macht die Aufgabe nicht leichter. Auch nicht, dass die Berliner ausgerechnet drei Tage vor dem Wiedersehen mit dem legendären Trainer den Einzug in die Top-16-Runde der Euroleague geschafft haben. Alba ist in Form und hat allen Grund, in der Arena am Ostbahnhof mit breiter Brust anzutreten. Das genaue Gegenteil gilt für die Bayern.
Die Berliner werden den Gegner nicht unterschätzen, auch wenn Alba der einzige Bundesliga-Klub ist, der gegen die Münchner seit deren Aufstieg im vergangenen Jahr noch nicht verloren hat. Trainer Sasa Obradovic weiß, was auf ihn zukommt. Pesic ist so etwas wie sein Lehrmeister.
„Ich wünsche ihm viel Erfolg mit den Bayern, aber selbstverständlich erst ab Montag“, sagt der 43-Jährige vor dem Spiel. Bei Alba hat Obradovic drei Jahre unter Pesic gespielt. Damals noch in der Max-Schmeling-Halle, an der Seite von dessen Sohn Marko, heute Sportdirektor der Bayern. Später trainierte Obradovic eine weitere Saison bei Aufsteiger RheinEnergy Cologne unter Pesic und kam bis ins Finale. Zum Titel reichte es nicht, natürlich stand Alba im Weg.
Es wird also familiär am Wochenende, mit 40-minütiger Pause. Und die wird für den Lehrer beim ersten Auftritt als Verantwortlicher auf der Münchner Bank eine echte Herausforderung - trotz makelloser Bilanz. Noch nie hat Pesic mit einem Klubteam in Berlin verloren.
Obradovic will das ändern, spielt aber die Bedeutung vorsorglich schon mal runter: „Das ist ein normales Bundesliga-Heimspiel, und Heimspiele muss Alba gewinnen.“
sid