„Mehr als rückwärtsgewandt“: Sebastian Vettel poltert gegen Katars WM-Botschafter - Forderung an Formel 1
Vor seinem letzten Grand-Prix-Rennen kritisierte Sebastian Vettel die Austragung der Fußball-WM in Katar scharf und stellte auch Forderungen an die Formel 1.
Abu Dhabi - Das letzte Rennwochenende der Formel-1-Saison ist auch das allerletzte für den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel. Der 35-jährige Aston-Martin-Fahrer nutzte seine letzte Bühne allerdings nicht, um sich bei seinem Abschied ins Rampenlicht zu stellen, sondern machte Gebrauch von seiner Medienpräsenz, um auf Missstände hinzuweisen. Dabei ging er vor allem mit dem katarischen WM-Botschafter Khalid Salman hart ins Gericht.
Sebastian Vettel |
Geboren: 3. Juli 1987 in Heppenheim |
Aktuelles Team: Aston Martin |
Formel-1-Starts: 298 |
Formel-1-WM-Titel: 4 (2010, 2011, 2012, 2013) |
Sebastian Vettel bezeichnet homophobe Äußerungen des WM-Botschafters als „ungeheuerlich“
Angesprochen auf die homophoben Äußerungen Khalid Salmans, der als einer der offiziellen Botschafter der bevorstehenden Fußball-WM in einer ZDF-Doku gesagt hatte, dass Schwulsein verboten sei, weil es ein geistiger Schaden sei, reagierte Vettel entrüstet: „Das geht gar nicht! Das ist ungeheuerlich!“, sagte er im Interview in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung.
„Wenn solche Äußerungen fallen wie die des WM-Botschafters, dann sollten wir einfach nicht nach Katar gehen“, so Vettel. „Der Spruch war ja mehr als rückwärtsgewandt. Der Sport, der ganze Verband sollten sagen: Das ist nicht der richtige Ort, um dort Sport zu betreiben“, so der Aufruf des Heppenheimers an den Deutschen Fußball-Bund.
„Zu viel ist zu viel“: Sebastian Vettel fordert verbindlichen Moralkodex für Sportverbände
Als einzige langfristige Lösung für die Missstände bei der FIFA schlägt der 298-fache Formel-1-Starter einen verbindlichen Moralkodex vor. „Dort wird dann genau festgelegt, wie die politischen Grundvoraussetzungen aussehen müssen, damit der Sport in einem Land stattfinden darf. Gewisse Dinge und gewisse Länder sind dann halt einfach nicht mehr drin. Zu viel ist zu viel“, so Vettel.
Auch die Formel 1 nimmt Vettel bezüglich eines Moralkodex in die Pflicht. „Und dann sagen wir als Formel 1 oder FIFA eben Nein. Und nicken nicht einfach nur freundlich und nehmen das Geld oder bedienen uns an anderen Vorzügen, die das Land vielleicht anbietet“, forderte der Hesse mit Blick auf die gekauften WM-Turniere und dem Schweigen der Verbände.

Sebastian Vettel: Ohne externes Kontrollorgan keine Kontrolle
Bei der Durchsetzung möglicher moralischer Verhaltensregeln und der Umsetzung von Menschenrechtsfragen müssten die Sportverbände jeweils von externen Kontrollorganen beäugt werden, so der ehemalige Ferrari-Pilot.
„Die Formel 1 hat als Ziel ausgegeben, bis 2030 klimaneutral zu sein. Schön und gut. Aber warum lässt sie sich auf dem Weg dahin nicht von einer unabhängigen und kritischen Instanz überprüfen? Um dann mit den Konsequenzen und möglichen Strafen, wie auch immer diese dann aussehen mögen, zu leben?“, meinte Vettel.
Sebastian Vettel spricht vor letztem Formel-1-Rennen Missstände im Sport an
Offenbar sorgt sich Vettel darum, dass die großen Versprechen der Motorsportserie nur vordergründig angeführt werden und den Schein einer moralisch vertretbaren Sportveranstaltung wahren sollen. „Was passiert denn, sollte die Formel 1 auf dem Weg zur Klimaneutralität falsch abbiegen und ihre eigenen Forderungen nicht erfüllen? Oder die FIFA auf dem Weg zu mehr Gleichheit und Vielfalt? Im Moment ist es leider so: Die Formel 1 kontrolliert die Formel 1, und die FIFA kontrolliert die FIFA.“
Beim letzten Grand-Prix-Rennen seiner Karriere in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird Vettel nur 300 Kilometer Luftlinie vom WM-Austragungsort Katar entfernt sein. Im vergangenen Jahr machte auch die Formel 1 Halt im Emirat, nachdem der Australien-GP abgesagt wurde, auch im nächsten Jahr steht ein Großer Preis von Katar im Rennkalender. Aufgrund der Weltmeisterschaft verzichtete man in diesem Jahr auf das Rennen auf dem Losail International Circuit, Sebastian Vettel wird dagegen wohl keine Einwände gehabt haben. (ajr)