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Ex-Bundesliga-Trainer arbeitete in Katar: WM-Kritik hält er für überzogen

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Von: Korbinian Kothny

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Die Kritik an der WM in Katar reißt nicht ab. Ein früherer Bundesliga-Trainer, der selbst in Katar aktiv war, verteidigt jetzt allerdings die Austragung.

München – Die WM in Katar steht unmittelbar vor der Tür. Am Sonntag empfängt der Gastgeber in der Gruppe A Ecuador zum Auftaktspiel – das ist der deutsche Spielplan zur WM 2022 - der wohl umstrittensten WM aller Zeiten. Die Kritik an der Austragung im Emirat reißt auch eine Woche vor WM-Start nicht ab.

Wolfgang Sidka
Geboren: 26. Mai 1954 (68 Jahre alt) in Lengerich
Ehemaliger Bundesligaprofi/-trainer
Vorstandsvorsitzender und Präsident des VfB Oldenburg
Stationen in Katar als Trainer: Al-Arabi, Al-Gharafa

WM in Katar: Spieler sollen sich rechtfertigen

Erst letzte Woche sorgten die Aussagen vom WM-Botschafter Khalid Salman in der ZDF-Dokumentation „Geheimsache Katar“ für Empörung in Deutschland. Der 60-jährige Ex-Nationalspieler bezeichnete Schwulsein als einen geistigen Schaden. Unter anderem Leon Goretzka kritisierte die Aussagen von Salman scharf.

Im Vorfeld des Turniers geraten immer mehr die Sportler in den Vordergrund, wenn es darum geht, den WM-Gastgeber zu kritisieren. Nicht nur für Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ein Unding, da es nicht die jetzigen WM-Teilnehmer sind, die entschieden haben, die WM in Katar stattfinden zu lassen.

Wolfgang Sidka: Früherer Bundesliga-Trainer übt Kritik an der Kritik

Einer, der in dieselbe Kerbe schlägt, ist Wolfgang Sidka. Der frühere Bundesligatrainer von Werder Bremen trainierte zwischen 2000 und 2011 selbst zwei Clubteams in Katar sowie die Nationalmannschaften vom Bahrain und Irak.

„Ich bin immer wieder gefragt worden: Darf man unter diesen Bedingungen für die Arbeiter vor Ort oder bei der Konfliktlage damals im Irak dort überhaupt den Trainer machen?“, sagte Sidka der Deutschen Presse-Agentur. 

Wolfgang Sidka war selbst Trainer von zwei katarischen Erstligisten.
Wolfgang Sidka (l.) war selbst Trainer von zwei katarischen Erstligisten. © Imago

Sidka: „Wirtschaftsminister in Katar, Bundeskanzler in Saudi-Arabien – beide haben einen Diener gemacht“

„Und ich kann dazu nur sagen: Wie viele Deutsche ich dort getroffen habe und wie viele Firmen dort unterwegs sind, um gerade in Katar Geschäfte zu machen – und jetzt sollen sich gerade Sportler dafür rechtfertigen? Unser Wirtschaftsminister war in Katar, unser Bundeskanzler in Saudi-Arabien – und beide haben einen Diener gemacht.

Und weiter: „Dass die Arbeiter dort ausgebeutet werden, ist klar. Wie man mit ihnen umgeht, ist nicht richtig. Aber: Diese WM ist auch eine Gelegenheit, dort Einfluss zu nehmen und die Bedingungen zu verbessern.“

„Wie viele Deutsche ich dort getroffen habe und wie viele Firmen dort unterwegs sind, um gerade in Katar Geschäfte zu machen – und jetzt sollen sich gerade Sportler dafür rechtfertigen?“

Wolfgang Sidka

WM in Katar: Uli Hoeneß verteidigt Gastgeber

Ähnlich hatte sich auch zuletzt FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß geäußert, als er während einer Katar-Diskussion im „Doppelpass“ selbst zum Hörer griff und den WM-Gastgeber vehement im Live-TV verteidigte.

„Den Arbeitern geht es durch die WM besser und nicht schlechter und das sollte man endlich mal akzeptieren. (...) Dadurch, dass Herr Scholz oder die Nationalmannschaft hinfahren, wird es besser“, sagte der FCB-Ehrenpräsident damals.

Durch die Austragung der WM sei Katar – laut Hoeneß – das einzige Land, wo die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter besser werde. Auch aus diesem Grund hätte sich Sidka für die Region ein anderes Turnier gewünscht. „Diese WM könnte in allen Staaten am Golf stattfinden“, sagte Sidka. „Ich habe dort unten gearbeitet und weiß, wie fußballverrückt die Menschen dort sind. Das wäre das richtige Signal der FIFA gewesen bei den Problemen, die diese Länder dort untereinander haben.“ (kk)

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