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Play-Off-Aus trübt gute Gesamtsaison: ESVK-Geschäftsführer Kreitl im Interview

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Von: Thomas Schreiber

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Als Geschäftsführer und sportlicher Leiter hat Michael Kreitl das große Ganze im Blick.
Als Geschäftsführer und sportlicher Leiter hat Michael Kreitl das große Ganze im Blick. © Schreiber

Kaufbeuren - Der ESV Kaufbeuren war in dieser Saison die große Überraschung in der DEL 2 und hat die Hauptrunde und 52 Spieltage mit einem nicht erwarteten dritten Platz abgeschlossen. Mit dieser sportlichen Entwicklung sind jedoch im Laufe der Saison auch die Ansprüche bei den Fans gestiegen. Und so hat das frühe Play-Off-Ausscheiden in der Serie gegen Bad Nauheim schon für einige Fragezeichen in der Endabrechnung gesorgt. Zusammen mit ESVK-Geschäftsführer Michael Kreitl hat der Kreisbote die Saison noch einmal aufgearbeitet. 

Nach einer insgesamt überzeugenden Hauptrunde ist der ESVK nun mehr oder weniger sang- und klanglos in den Play-Offs ausgeschieden. Wie tief sitzt die Enttäuschung bei Ihnen?

Kreitl: „Die Enttäuschung ist groß, das haben wir uns alle anders vorgestellt. Wir haben 46, 47 oder 48 Spiele absolviert, in denen wir auf einem sehr guten Niveau waren, leider die letzten Spiele nicht mehr so. Nun gilt es zu analysieren, woran das lag, und zu versuchen, es in der nächsten Saison besser zu machen.“

Die Zuschauer im Stadion haben in dieser Saison bis zum Schluss einen großartigen Support geliefert und waren für so manchen Sieg mit verantwortlich. Können Sie die Enttäuschung und Verärgerung bei den Fans nachvollziehen?

Kreitl: „Logisch kann ich das nachvollziehen. Vielleicht ist es aber auch in dieser Saison insgesamt zu gut gelaufen, denn man hat uns vor der Saison in einer anderen Tabellenregion vermutet. Natürlich sind damit auch die Erwartungen gestiegen und umso höher du fliegst, umso tiefer fällst du dann. Wenn man jedoch in der Play-Off-Serie kein einziges Spiel gewinnt, kann man den Frust der Fans verstehen.“

In den sozialen Netzwerken kam es in dieser Saison vermehrt zu Beleidigungen und Verunglimpfungen gegenüber der Mannschaft und dem Verein. Wie geht der ESVK mit diesem Umstand um?

Kreitl: „Wir können uns dem nicht verschließen, jedoch sollte das in einem vernünftigen Rahmen ablaufen. Doch will jeder nur noch anonym seine Darstellung preisgeben, wovon die Hälfte leider Unwahrheiten sind. Ich bin und bleibe ein Freund der ‚Face-to-Face‘-Kommunikation.“

Über weite Strecken der Hauptrunde hat die Mannschaft attraktives und erfolgreiches Eishockey gespielt. Auf welche Entwicklungen sind Sie besonders stolz?

Kreitl: „Wir hatten einen Plan, der sicher mit Fragezeichen versehen war. Doch es war schön zu sehen, wie sich gerade die jungen Spieler entwickelt haben und auch alle Spieler insgesamt einen Schritt nach vorne gemacht haben. Leider war der Abgang letztendlich etwas unrühmlich.“

Die Play-Offs sind immer der Höhepunkt der Saison, wo die Mannschaften ihre beste Form erreicht haben sollten. Der ESVK wirkte jedoch schon zum Ende der Hauptrunde etwas müde, ausgebrannt und ideenlos im Spiel. Hatte die Mannschaft schon zu früh ihr Pulver verschossen?

Kreitl: „Schwer zu sagen. Ich glaube schon, dass wir körperlich fit waren, aber vielleicht war es die geistige Frische, die gefehlt hat. Vielleicht hat man uns anfangs auch etwas unterschätzt, und nach dem dritten oder vierten Aufeinandertreffen in einer Saison waren die Mannschaften auch besser auf uns eingestellt.“

Einige Spieler wurden bereits frühzeitig nach starken Leistungen mit neuen Verträgen ausgestattet. Darüber hinaus sickerte schon früh durch, dass auch der eine oder andere Spieler den Verein verlassen wird. Hat dadurch in der Schlussphase etwas das Feuer im Team gefehlt?

Kreitl: „Das ist ein ganz normaler Vorgang in jeder Saison. Ich glaube nicht, dass ein Spieler ein Spiel verlieren will, auch wenn er den Verein verlassen wird. Das wir zu einem frühen Zeitpunkt schon Spieler an uns gebunden haben, war völlig richtig, sonst hätte es die Konkurrenz getan.“

Marko Raita wurde bereits in seiner ersten DEL2-Saison von der Liga zum Trainer des Jahres gewählt. Welche besonderen Eigenschaften haben ihn in dieser Spielzeit beim ESVK ausgezeichnet?

Kreitl: „Marko identifiziert sich voll mit der Philosophie des ESVK. Marko Raita und Co-Trainer Daniel Jun ergänzen sich sehr gut und man hat gesehen, dass die Rädchen greifen und dass man ein Spielsystem hat. Sie haben den Jungs einen Plan an die Hand gegeben, der sehr umfangreich war ,und nun muss man sehen, was zur nächsten Saison noch verfeinert werden kann. Jedoch hat Marko Raita ein großes Potential und auch er wird noch weiter für sich lernen.“

Hat der Fahneneklat nach dem Spiel gegen Landshut im Innenleben des Vereins und der Mannschaft etwas verändert?

Kreitl: „Das war sicher nicht ok, aber wir haben das intern mit den Fans aufgearbeitet. Wir haben dafür auch eine Strafe erhalten, doch damit ist das Thema erledigt.“

Hat das frühe Play-Off-Ausscheiden und die damit verbundenen fehlenden Einnahmen Einfluss auf das Budget der neuen Saison?

Kreitl: „Das tut schon weh, aber wir gefährden nun nicht die Existenz des ESV Kaufbeuren. Doch drei, vier ausverkaufte Spiele mehr hätten das eine oder andere für die Zukunft sicher leichter gemacht.“

Was wünschen Sie sich persönlich für die neue Saison?

Kreitl: „Ich denke, wir müssen wieder auf den Boden der Tatsachen kommen, denn die Liga wird verdammt schwer nächste Saison. Das Gesamtpaket in der Mannschaft muss wieder passen, dann können wir um die Play-Off-Plätze mitspielen.“

Vielen Dank für das Gespräch.

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