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Aus der FC Bayern World Squad nach Landsberg: Abdoul Gueye, der Italiener im Tor

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Von: Thomas Ernstberger

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TSV Landsberg - Abdoul Gueye - Torhüter
Möchte Profi werden: Abdoul Gueye, die neue Nummer 1 im Tor von Bayernligist TSV Landsberg. © Ernstberger

Die (Rücken)-Nummer 18 ist jetzt die Nummer 1 im Tor des TSV Landsberg. Nach dem freiwilligen Rückzug von David Hundertmark (25) hat sich ein selbstbewusster 19-Jähriger den Platz in der Kiste des Fußball-Bayernligisten erkämpft.

Landsberg – Gestatten: Abdoulaye Gueye, den sie alle nur Abdoul nennen, der neue Torhüter der Landsberger.

Beim 4:1 gegen 1860 Rosenheim feierte der 1,99-Meter-Riese (offiziell gemessen) mit der Schuhgröße 48,5, der ein halbes Jahr außer in ein paar Test- und zwei Pokalspielen brav die Ersatzbank drückte, ein gelungenes Bayernliga-Debüt. „Ich war vor dem Spiel sehr, sehr aufgeregt“, gibt er zu. „Aber mit dem Anpfiff war die Nervo­sität vorbei.“ Da konnte er sogar ganz frech zwei Hackentricks in sein Spiel einbauen.

Wer ist dieser junge Mann, der im Sommer 2022 von Kreisligist SV Planegg-Krailling zum TSV kam? Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten mag: Abdoul ist Italiener. „Meine Mutter Sadya, mit der ich in Trudering lebe, und mein Vater Dame kommen aus dem Senegal. Ich bin aber in Brescia geboren und aufgewachsen“, erzählt der Giesinger Fachoberschüler (sozialer Zweig). Und er verrät lachend: „Ich spreche fließend Italienisch – vielleicht sogar besser als Deutsch.“ Abdoul hat auch die senegalesische Staatsbürger­schaft – und deshalb auch einen großen Traum: „Die Nationalmannschaft des Senegal. Man muss sich immer Ziele setzen.“

Aber jetzt will er erst mal mit guten Auftritten im Landsberger Tor den nächsten Schritt in Richtung erfolgreicher Karriere machen: „Für mich war schon immer klar, dass ich Profi werden möchte. Ich weiß, dass das nur mit harter Arbeit geht, deswegen haue ich mich in jedem Training voll rein.“

Die Karriere des jungen Torwarts begann im Feld – mit drei Jahren in der Lombardei (Norditalien) bei Leonessa Calcio (U4 bis U10). Erst in der U12 von Mario Rigamonti Calcio stellte sich Abdoul ins Tor – und blieb da bis zum Umzug vor fünf Jahren nach München. Hier stockte die Karriere erst mal: „Ich war ein Jahr vereinslos“, erzählt er. Danach ein Jahr Feldspieler, Stürmer beim SC München, zwei Jahre bei der SG FC Stern/Trudering und ein Jahr beim SV Aubing.

Im Corona-Jahr 2020 entdeckte Gueye dann plötzlich seine „alte Leidenschaft“ wieder: „Ich habe meine alten Handschuhe aus dem Schrank geholt und mich wieder ins Tor gestellt.“ Eine gute Entscheidung: Nach einem Probetraining verplichtete ihn der SV Planegg-Krailling für die U19-Bayernliga. Bei den Würmtalern war er Stammkeeper in der Rückrunde, bestritt zudem schon ein paar Spiele im Tor der Ersten. Das Highlight seiner Karriere: Abdoul hatte sich für das Projekt „World Squad“ des FC Bayern München beworben – und schaffte es 2021 als einer von drei Keepern in den 15-Mann-Kader internationaler U19-Spieler, die unter der Regie von Weltmeister Klaus Augenthaler trainierten und Spiele (unter anderem in Mexiko) bestritten.

„Da ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, blickt er zurück. In der Alllianz Arena mit Tom Starke trainieren, im Trikot des Rekordmeisters spielen – das war für den Youngster etwas ganz Besonderes. Und dann durfte der FC Bayern-Fan auch noch sein Idol persönlich kennenlernen: „Manuel Neuer ist mein großes Vorbild, weil er am Ball und auf der Linie sehr stark ist. Bei der Teampräsentation der Allianz Arena habe ich ihn getroffen, es gibt sogar ein gemeinsames Foto. Das war sehr, sehr cool.“ Der Kontakt zu einer Reihe von Squad-Mitgliedern, wie Teammanager Lars Weichert, besteht immer noch.

Aus dem „roten Traum“ zurück in die Realität des Amateur-Fußballs: „Planegg wollte mich für den Senioren-Bereich behalten, aber ich wollte den nächsten Schritt machen“, erzählt Gueye. So verschlug es ihn an den Lech. „Meine Berater Jozo Spikic und Elvir Bukvic haben mich in Landsberg angeboten. Jürgen Meissner (der gerade zurückgetretene Sportchef/d. Red.) hat mich dann angerufen und ich habe sofort unterschrieben.“

Das hat sich jetzt schon gelohnt: „Wir sind eine tolle Truppe und ich habe hier Super-Mitspieler. Von erfahrenen Leuten wie Sascha Mölders, Mike Hutterer oder Alex Benede kann ich viel lernen. Ich versuche, immer 100 Prozent zu geben und aus jedem Training etwas mitzunehmen.“

Mit der Nr. 18?

Abdoul hat zwar nur Vertrag bis zum Sommer, aber es macht ihm beim TSV so viel Spaß, dass er gerne länger bleiben möchte: „Ein Jahr auf alle Fälle noch“, sagt er. „Mit 19 in der Bayernliga spielen, das ist ja schon mal ein guter Anfang im Herrenbereich.“ Die Fortsetzung soll dann irgendwo bei den Profis folgen. Und das weiter nicht mit der 1, sondern mit der Rückennummer 18. „Diese Nummer hat für mich sehr viel Bedeutung“, erklärt der Keeper. „Mit ihr hat alles begonnen – beim FC Bayern World Squad und jetzt in Landsberg. Ich hoffe, dass die 18 auch meine Profi-Nummer wird.“

TSV-Coach Hutterer traut ihm den Sprung zu: „Ein Super-­Typ, aufgeschlossen und fleißig. Da kann etwas Großes entstehen…“

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