HCL-Präsident Kurz: „Der Rückzug war unumgänglich!“

Landsberg - Es war die Sportnachricht der vergangenen Woche: Die Riverkings Landsberg verabschieden sich aus der Oberliga – freiwillig. Aufgrund einer DEB-Sonderregelung müssen sie nicht ganz nach unten. Bayernliga ist angesagt. Darüber und über die Zukunft des HC Landsberg sprach der KREISBOTE mit HCL-Präsident Frank Kurz.
Herr Kurz, wie geht es dem Präsidenten des HC Landsberg, nachdem die Entscheidung „Rückzug aus der Oberliga“ gefallen ist?
Kurz: „Das war sicher die schwerste Entscheidung in meiner Amtszeit als Präsident des HC Landsberg. Leider war der Rückzug unumgänglich, deshalb bin ich mit mir absolut im Reinen. Trotzdem bleiben gemischte Gefühle. Auf der einen Seite überwiegt die Erleichterung, dass wir diesen schweren Beschluss im Sinne der langfristigen Sicherung des Gesamtvereins gefasst haben, auf der anderen Seite ist es natürlich sehr schade, dass wir den Weg in der Oberliga nicht weiter gehen konnten.“
Wie viel Zeit hat sich das Präsidium dafür genommen und wer war daran beteiligt?
Kurz: „Natürlich haben wir uns bereits seit längerem im gesamten Präsidium mit verschiedensten Szenarien befasst und hatten auch bis zum Schluss gehofft, dass wir die Rahmenbedingungen für die nächste Spielzeit schaffen können. Als dann allerdings in der Woche nach Fasching der DEB die neuen Regelungen für die nächste Saison präsentiert hat, war uns klar, dass wir das nur schwer umsetzen können. Letztendlich fiel die endgültige die Entscheidung einstimmig in der Nacht vor Ende der Meldefrist für die Play-Downs, dadurch wird uns jetzt der Gang in die Bayernliga ermöglicht. Einen anderen sicheren Weg gab es leider nicht.“

Wie waren die Reaktionen im Team und bei den Fans?
Kurz: „Natürlich war da zunächst viel Enttäuschung bei den Fans und natürlich auch der Mannschaft. Bei dem Einen oder Anderen hält die Enttäuschung bestimmt noch an. Als wir aber bei einem Treffen mit dem Team und letzte Woche auch beim Fanstammtisch unsere Beweggründe erläutert haben, hatten die meisten auch großes Verständnis. Trotzdem will man natürlich als Sportler im sportlichen Wettstreit die Klasse halten.“
Der DEB plant Neues für die Oberliga. In welchen Bereichen konnten und wollten Sie nicht mitgehen?
Kurz: „Die Oberliga hat sich bereits in den vergangenen Spielzeiten in verschiedenen Bereichen weiter professionalisiert und hatte sich schon jetzt von den Voraussetzungen, unter denen wir in die Oberliga gegangen sind, entfernt. So gab es zum Beispiel jetzt schon keine Verzahnungsrunde mit der Bayernliga mehr. Die Anzahl der Dienstagsspiele hatte sich bereits jetzt schon gesteigert gehabt. Zur neuen Spielzeit wird es in der Oberliga einige Neuerungen geben, die für uns nicht mehr zu stemmen waren. Es wird zum Beispiel in der kommenden Saison mit acht Dienstagsspielen geplant.“
Das ist für die Aktiven, vor allem jene, die berufstätig sind, eine Riesenherausforderung.
Kurz: „Das ist noch vornehm ausgedrückt. Wir sind ja keine reine Profimannschaft, sondern beschäftigen nur einige wenige Profispieler. In unserem Team geht die Mehrzahl unserer Spieler einer geregelten Arbeit nach oder studiert. Ein Spieltag in Crimmitschau, Weiden oder Höchstadt bedeutet für sie, sich dafür Urlaub zu nehmen.“
Gibt es weitere Neuerungen, die für den HC Landsberg eine Hürde bedeuteten?
Kurz: „Ja, die gibt es. Geplant ist außerdem eine U23-Regel, die nur noch eine bestimmte Anzahl an Spielern über 23 zulässt. Dies hätte bedeutet, dass wir Ü23-Spieler, die wir selbst ausgebildet haben, zukünftig nicht mehr hätten verpflichten können. Natürlich haben wir als Verein, der eine gute Nachwuchsarbeit betreibt, auch den einen oder anderen Spieler, den wir hochziehen könnten, allerdings bekommen dann auch unsere Jungs Angebote von Vereinen die es vielleicht nicht ganz ähnlich ernsthaft mit der Nachwuchsarbeit halten. Der Markt an jungen Spielern ist jetzt nicht so riesengroß, dass man da die bequeme Auswahl hat, zumal die Nachfrage durch die neue Regelung ja deutlich steigen wird. Für uns wäre es also auf den zweiten Blick eine Situation, in der wir dann vermutlich oftmals finanziell den Kürzeren ziehen würden.“
Ist der vom DEB für die Oberliga geforderte Videobeweis auch so ein Stolperstein?
Kurz: „Im Grunde schon, denn der zur kommenden Saison einzuführende Videobeweis hätte uns bis zu 30.000 Euro gekostet. In der Summe konnten und wollten wir den vom Verband vorgegebenen Weg als kleiner Verein, der viel Wert auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses legt, nicht mehr mitgehen.“
Hätte das auch finanzielle Auswirkungen auf den HCL gehabt? Welche?
Kurz: „Um in der kommenden Saison ein konkurrenzfähiges Team aufzustellen, hätten wir unseren Etat für die erste Mannschaft sicher um 250.000 Euro aufstocken müssen. Dies war uns, trotz unserer treuen Sponsoren, leider nicht möglich.“
Apropos Finanzen: Wie steht der HC Landsberg aktuell da?
Kurz: „Wir sind ja dafür bekannt, dass wir in Sachen Finanzen eher vorsichtig agieren. Trotz etwas weniger Zuschauer als geplant, entsprachen fast alle Eckdaten des Etats im Großen und Ganzen unseren Erwartungen. Die einzige Ausnahme ist eine noch ausstehende Tranche aus den Coronahilfen. Der Antrag wurde von unserem Steuerberater bereits im letzten Frühsommer gestellt und ist bis dato noch nicht final rechtskräftig entschieden. Insofern gibt es hier noch Unsicherheit, wie das Saisonergebnis letztendlich ausfallen wird. Für uns ist das in Sachen Planung natürlich alles andere als optimal, aber wir müssen es nehmen wie es kommt. Allerdings haben wir auch wenig Verständnis für die lange Bearbeitungsdauer, zumal die ersten Anträge zu den Coronahilfen recht zeitnah und mit positivem Ausgang für uns bearbeitet wurden.“
Ohne Sponsoren geht auch in der Bayernliga nichts. Wie steht Hauptsponsor 3C-Carbon zum Verein, wenn er eine Klasse tiefer spielt?
Kurz: „Wir sind der 3C-Carbon-Group AG sehr dankbar für die super Unterstützung in den letzten Jahren und sind umso dankbarer, dass wir die Zusicherung haben, dass sie uns auch in der Bayernliga weiter begleiten werden. Vieles von dem, was wir uns in den letzten Jahren in der Bayern- und Oberliga erarbeitet haben, wäre ohne die 3C und unsere anderen tollen Sponsoren nicht möglich gewesen. Gerade in Bezug auf die noch ausstehende Entscheidung zu den Coronahilfen sind wir besonders angewiesen auf jede Unterstützung durch Sponsoring und Spenden für unseren großen Nachwuchsbereich im Eiskunstlauf und Eishockey und natürlich gerne auch für unsere erste Mannschaft. Die über 300 Kinder und wir freuen uns über jede Unterstützung und diese benötigen wir auch.“
Sportlich: Wer vom aktuellen Kader bleibt im neuen Team? Kommt Sven Curmann in dieser Liga wieder als Coach infrage?
Kurz: „Wir führen derzeit mit allen Spielern Saisonabschluss-Gespräche. Und das natürlich auch mit Sven Curmann. Danach werden wir in Ruhe, aber zeitnah entscheiden, wie wir in die kommende Saison starten.“
Wie ist die Ausrichtung des HC Landsberg in Zukunft?
Kurz: „Wir wollen in der ersten Mannschaft mit möglichst vielen eigenen Spielern und natürlich auch guten Spielern aus der Region eine schlagfertige Truppe aufs Eis bringen, die die Zuschauer durch Herzblut und Engagement begeistert. Für uns ist die Nachwuchsarbeit ein zentraler Punkt unserer Arbeit. Wir hoffen, dass wir möglichst vielen Kindern die Möglichkeit bieten können, Eishockey auf gutem Niveau zu spielen. Wenn wir es schaffen, den einen oder anderen sehr guten Spieler in unsere erste Mannschaft zu integrieren und immer wieder Spielerinnen und Spieler in den Nachwuchsteams des DEB und des BEV auftauchen, dann erfüllt uns das mit Freude und Stolz!“