Kerber schlägt Williams und träumt von Tiffany

Cincinnati - Angelique Kerber spielt kurz vor den US Open groß auf. Die deutsche Tennisspielerin schaltete in Cincinnati Serena Williams aus und brachte die viermalige Olympiasiegerin zum Wutanfall.
Wenn Serena Williams verärgert ist, stößt sie schon mal einen kleinen Schrei aus. Wenn sie richtig sauer wird, nimmt sie die Arme vor den Körper, beugt sich nach vorn und brüllt den Boden an. Und wenn sie beinahe platzt vor Wut, was selten vorkommt, weil sie so selten verliert, spielen sich Szenen ab wie am Freitagabend: Im Viertelfinale des WTA-Turniers in Cincinnati feuerte Serena Williams ihren Schläger auf den blauen Belag und hob ihn sofort wieder auf, um ihn endgültig zu zerschmettern.
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Angelique Kerber, die beste deutsche Tennisspielerin, schaute weg. Doch diesen Wutanfall darf sie als Ehre ansehen. „Das war ein unglaublicher Sieg gegen Serena, einer der größten Siege meiner Karriere“, sagte die 24-Jährige, nachdem sie pünktlich vor den US Open (27. August bis 9. September) die Serie der viermaligen Olympiasiegerin beendet hatte. 19 Spiele in Folge hatte Serena Williams seit ihrer Erstrunden-Niederlage bei den French Open am 29. Mai nicht verloren. Dann kam Kerber und siegte 6:4, 6:4 - allerdings gegen eine müde und lustlos wirkende Gegnerin.
„Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, wer da auf der anderen Seite steht“, berichtete die Fed-Cup-Spielerin aus Kiel. „Ich hatte ja nichts zu verlieren. Ich habe einfach versucht, mein Spiel durchzuziehen, und das hat funktioniert.“ Es sei ein „wunderbares Gefühl“, Williams zu bezwingen - denn diese ist für Kerber ein Vorbild. „Sie ist eine der besten Spielerinnen aller Zeiten, sie hat so viel gewonnen, so viele Grand-Slam-Turniere und gerade erst Olympia. Und sie wird noch viel mehr gewinnen. Sie ist einfach wundervoll“, sagte Kerber und verschwand flugs zum ESPN-Interview.
Ihre Bewunderung hatte sie allerdings nicht davon abgehalten, gnadenlos effizient zu spielen. Zwei Breakbälle hatte Kerber auf dem Hartplatz, beide nutzte sie. Williams, die mit ihrer charakteristischen Urgewalt auf die Bälle einprügelte, gelang kein Break. Vielleicht lag das auch an Kerbers Vorbereitung auf das Match: Sie habe nach ihrem Achtelfinale gegen Andrea Hlavackova am Pool gelegen, „Backgammon und Karten gespielt“, berichtete sie in ihrem Blog auf der Webseite der Spielervereinigung WTA. Ihre Halbfinal-Gegnerin ist Petra Kvitova, die frühere Wimbledonsiegerin aus Tschechien. Im zweiten Halbfinale treffen Li Na (China) und Serenas Schwester Venus (USA) aufeinander.
In Gedanken aber ist Angelique Kerber längst in New York, wenngleich nicht nur bei den US Open, dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Ein Triumph im „Big Apple“ wäre zwar ein Genuss: „Ein Grand-Slam-Titel wäre mir wichtiger, als die Führende der Weltrangliste zu sein“, sagte die Nummer sieben der Welt dem SID.
Doch die Kielerin hat auch die Reize der Stadt abseits von Flushing Meadows im Blick. Im Twitter-Interview mit Fans verriet sie, ihr Weg werde sie wohl auf die Fifth Avenue zum Nobel-Juwelier Tiffany führen. Dort könnte sie einen Teil ihrer Prämien anlegen: Kerber hat 2012 schon 1.362.798 Dollar verdient. Tendenz eindeutig steigend.
SID