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Ski-Königin Höfl-Riesch steigt vom Thron

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München - Lange hat sie mit sich gerungen, am Ende ging es dann doch sehr schnell: Ski-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch wird ihre Karriere nicht fortsetzen.

Die Ski-Königin steigt vom Thron: Maria Höfl-Riesch hat dreinhalb Wochen nach einem weiteren Höhepunkt ihrer Karriere ihren Rücktritt vom Rennsport erklärt. 13 Jahre, oder genau genommen 4780 Tage nach ihrem ersten Start bei einem Weltcup-Rennen, sagte die 29-Jährige am Donnerstag in München nun „Servus“ - als dreimalige Olympiasiegerin, als zweimalige Weltmeisterin, als Gesamtweltcupsiegerin und vieles mehr.

„Es fällt mir schwer, aber ich denke, es ist die richtige Entscheidung“, sagte Höfl-Riesch schwer schluckend. Beinahe die gesamte vergangene Saison hatte sie gegrübelt: Weitermachen und noch eine Saison dranhängen, sich also so eine Art Abschiedstour gönnen? Oder doch aufhören? Nach Olympia, wo sie das angestrebte Gold in der Kombination gewann und dazu noch Silber im Super-G, sei sie sich dann sicher gewesen, berichtet sie.

Aufhören, das sei „nach Olympia das erste Bauchgefühl gewesen“, sagte Höfl-Riesch. Dort habe sich ja schließlich alles erfüllt, wofür sie noch einmal alles gegeben hatte. „Ich habe so viel, alles, was ich hatte, noch mal in dieses Jahr hineingesteckt. Ich habe alles dafür getan, dieses höchste Ziel noch einmal zu erreichen. Der größte Traum hat sich für mich nochmal erfüllt, und man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“

Der Abschied wäre vollends perfekt gewesen, hätte Höfl-Riesch am vergangenen Wochenende auch noch ein zweites Mal nach 2011 die so begehrte große Kristallkugel für die Beste im Gesamtweltcup gewonnen. Im viertletzten Saison-Rennen der Saison aber war sie vergangenen Mittwoch beim Weltcup-Finale in Lenzerheide schwer gestürzt - sie gewann trotzdem den Abfahrtsweltcup, doch in der Gesamtwertung zog Anna Fenninger aus Österreich noch vorbei.

Eindrucksvolle Bilanz

In den vergangenen Tagen und Wochen war Höfl-Riesch noch ein paar Mal beinahe auf Knien angefleht worden, ihre Karriere doch bitte fortzusetzen. „Maria darf nicht aufhören. Wir brauchen sie unbedingt“, sagte ihr langjähriger Weggefährte Felix Neureuther. Auch er räumte allerdings ein: „Ich würde es verstehen, wenn sie aufhört. Denn sie hat alles in ihrer Karriere gewonnen.“ Und sie gewann oft dann, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stand.

Ihre Bilanz ist eindrucksvoll, national sowieso - dort sind ihr allenfalls Rosi Mittermaier und Katja Seizinger ebenbürtig. Auch international gehört sie zur Liga der Größten - vor allem wegen ihrer Erfolge bei Großveranstaltungen. Die Bilanz: Dreimal Gold bei Olympia, dazu einmal Silber; zweimal Gold und viermal Bronze bei Weltmeisterschaften; ein Gesamtweltcup, fünf weitere kleine Weltcup-Kugeln. 27 Rennen im Weltcup gewonnen. „Eine traumhafte Karriere, wenn man sich das so anschaut“, sagte Höfl-Riesch.

Maria Höfl-Riesch: Stationen ihrer Karriere

Es hätte noch mehr werden können: Doch Kreuzbandrisse im Januar 2005 und Dezember 2005 verhinderten einen Start bei der WM 2005 und bei Olympia 2006, und bei der WM 2007 war Höfl-Riesch noch nicht wieder so richtig fit. Es hätte auch mehr werden können, wäre Höfl-Riesch, ein begnadetes Ski-Talent, eine Allrounderin, wie es nicht mehr viele gibt, nicht hin und wieder auch an sich selbst gescheitert.

Viel bemerkenswerter aber: Schien die Lage aussichtslos zu sein, mochte der Druck kaum auszuhalten sein - es waren gerade diese Momente, in denen Höfl-Riesch zu großer Form auflief. Bei der WM 2009 misslangen ihr die ersten vier Rennen, sie schien am Boden - im letzten gewann sie Gold. Bei Olympia 2010 wurde sie ihrer Favoritenrolle in der Kombi und im Slalom gerecht. Zur WM 2013 fuhr sie verunsichert - und holte Gold und zweimal Bronze.

Letzte Skifahrerin beim DSV

Warum alle gehofft haben, dass Höfl-Riesch doch noch ein Jahr weitermacht, ist leicht zu erklären: Mit Ausnahme von Viktoria Rebensburg, bei Olympia schon mit Gold (2010) und Bronze (2014) im Riesenslalom dekoriert, gibt es nun keine Siegfahrerin mehr im Deutschen Skiverband. Erfolge werden rar werden, die Lücke, die Höfl-Riesch hinterlässt, wird womöglich über Jahre nicht zu schließen sein.

Einer wird sie ganz besonders vermissen, in vielerlei Hinsicht. Er hat sie entdeckt, sie gefördert. „Die Maria ist noch nicht so alt, dass sie aufhören muss. Und sie ist eine leidenschaftliche Skifahrerin“, sagte Wolfgang Maier, früher ihr Trainer, heute der Alpin-Direktor des DSV. Er habe gehofft, dass Höfl-Riesch „mit dem Herzen“ entscheide - nun war es der Bauch. Und ein bisschen auch die Vernunft. Eine Abschiedstour, die sie mal engedacht hatte, wäre nichts gewesen für sie.

sid

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