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Affenpocken: WHO treibt Umbenennung von Krankheit und Virus voran – erste neue Bezeichnungen stehen fest

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Von: Marcus Giebel

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Affenpocken verbreiten sich derzeit rund um den Globus und sind in aller Munde. Die WHO arbeitet an einer Umbenennung und veröffentlicht die ersten Beschlüsse.

München - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bringt Ordnung in die Welt der Affenpocken. Das seit einigen Monaten erstmals auf allen Kontinenten auffallend verbreitete Virus und die Krankheit erhalten neue Namen, wie die Organisation auf ihrer Homepage mitteilte. Den Anfang machen die Kladen – darunter wird in der Biologie eine systematische Einheit verstanden, die den letzten Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.

Im Falle der Affenpocken wird aus der Kongobecken- oder Zentralafrika-Klade künftig die Klade I (bzw. im Englischen Clade I), aus der Westafrika-Klade die Klade II (Clade II). Letztere besteht zudem aus zwei Unterklassen – dazu später mehr.

WHO will Affenpocken umbenennen: Kein Raum mehr für Beleidigungen von bestimmten Gruppen

Diese Umbenennung gehe auf eine einvernehmliche Entscheidung einer Gruppe von globalen Experten zurück, die von der WHO zusammengerufen worden sei. Dies sei vor dem Hintergrund geschehen, dass „neu identifizierten Viren, verwandten Krankheiten und Virusvarianten Namen gegeben werden sollten, mit dem Ziel, Beleidigungen von kulturellen, sozialen, nationalen, regionalen, beruflichen oder ethischen Gruppen zu vermeiden und negative Auswirkungen auf den Handel, das Reisen, den Tourismus oder den Tierschutz zu minimieren“. Anders ausgedrückt: Es soll keinen Platz für Stigmatisierungen geben. Zuletzt wurde sogar von Jagden auf Affen berichtet.

Die WHO verweist darauf, dass die damalige Namensgebung stattgefunden habe, nachdem die Affenpocken 1958 entdeckt worden seien. Damals habe es noch keine derartigen Vorgaben gegeben, sowohl bei der Benennung der Viren als auch bei der Benennung der Krankheit. Häufig auftretende Varianten seien zu jener Zeit nach den Regionen benannt worden, in denen sie in erster Linie grassierten.

Statuen vor dem WHO-Gebäude
Affenpocken sollen nicht mehr Affenpocken heißen: Die WHO hat bereits für die Umbenennung der Kladen gesorgt. © IMAGO / IP3press

WHO sucht neuen Namen für Affenpocken: Vorschläge über Homepage sind möglich

Während für den Namen der jeweiligen Krankheit die WHO zuständig sei, obliege diese Aufgabe bei neuen Virusarten dem International Committee on Taxonomy of Viruses (ICTV), beide würden an einer Umbenennung arbeiten. Dabei nimmt die WHO über ihre Homepage auch Vorschläge für die neue Bezeichnung der Affenpocken entgegen, die erstmals bei Laboraffen aufgefallen waren.

Hinsichtlich der Kladen oder Varianten gebe es demnach stets Debatten unter Wissenschaftlern, ehe der offizielle Name feststehe. Um dieses Verfahren zu beschleunigen, habe die WHO am 8. August ein Treffen zwischen Virologen und Gesundheitsexperten einberufen, bei der die Gruppe sich auf die zu Beginn genannten Begriffe einigte.

Dabei seien bekannte und neue Affenpockenvarianten von Pocken- und Evolutionsbiologen sowie von Vertretern von Forschungsinstituten auf der ganzen Welt überprüft worden. Und nun steht also fest: Die Kladen werden durch römische Ziffern unterschieden, für Subtypen wie bei Klade II schließt sich ein alphanumerischer Kleinbuchstabe an.

Neue Namen für Kladen der Affenpocken: In Deutschland verbreitete Variante heißt jetzt Klade IIb

Es wird also nach derzeitigem Stand der Forschung zwischen Klade I, Klade IIa und Klade IIb unterschieden. Bei letzterer handelt es sich um die Variante, die sich global vermehrt und viele Menschen in Aufruhr versetzt. Zuletzt war sie sogar bei einem Hund nachgewiesen worden. Das Robert Koch-Institut registrierte in Deutschland bis zum 19. August 2022 bereits 3266 Fälle.

Sollte die Zeit für weitere Bezeichnungen gekommen sein, würden die Experten erneut zusammentreffen und sich beraten. Abschließend empfiehlt die WHO, dass die neuen Namen sofort genutzt werden sollten, auch wenn noch an den Umbenennungen der Krankheit und des Virus‘ gearbeitet werde. (mg)

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