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Die Corona-Zahlen in Niedersachsen nehmen weiter zu. Die Lage in den Krankenhäusern verschärft sich. Stehen Ärzte bald vor dramatischen Entscheidungen?
- Die Corona*-Situation in Niedersachsen verschärft sich immer weiter.
- Die Anzahl der Intensivpatienten steigt.
- Müssen Ärzte bald über Leben und Tod entscheiden?
Niedersachsen - Ärzte und Ärztinnen entscheiden, welcher Corona-Patient behandelt wird und welcher nicht. Mit ihrer Wahl entscheiden sie im dramatischsten Fall über Leben und Tod. Vor diesem Szenario fürchten sich viele. Das Problem: Es könnte in Niedersachsen bald Realität werden.
Zahl der Corona-Intensivpatienten in Niedersachsen steigt immer weiter
Die Zahl der Intensivpatienten nimmt in den niedersächsischen Krankenhäusern immer weiter zu. Corona lässt die Intensivstationen vielerorts an ihre Grenzen kommen. Ärzte können nur einer bestimmten Anzahl von Patienten helfen. Fehlen die Intensivbetten, müssen Mediziner einige Corona-Erkrankte abweisen - mithilfe des Triage-Prinzips.
Dabei handelt es sich um ein Vorgehen, das es bereits seit dem 19. Jahrhundert gibt. Der Begriff Triage wird vom franzözischen Wort „trier“ hergeleitet. Übersetzt bedeutet es: sortieren oder aussuchen.
Corona in Niedersachsen: Müssen Ärzte bald das Triage-Prinzip anwenden?
Ärzte wenden das Triage-Prinzip beispielsweise in Katastrophenfällen an. Wenn es also extrem viele Verletzte gibt und sie in nur wenigen Sekunden über Leben und Tod entscheiden müssen.
Die zweite Corona-Welle könnte diese katastrophalen Szenarien in Niedersachsens Krankenhäusern zur Folge haben. Länder wie Schweiz und Italien hatten damit bereits während der ersten Corona-Welle zu kämpfen. Die hohe Zahl der Infektionen überlastete die Gesundheitssysteme vielerorts. Besonders schlimme Zustände herrschten in der italienischen Lombardei.
Möge dieser Kelch bitte an uns vorübergehen.#Triage pic.twitter.com/j4MfBli39Q
— goia (@goia) November 1, 2020
Corona-Lage in Niedersachsen verschärft sich immer weiter
„Ich bin in eine Lage gekommen, die unmenschliche Entscheidungen verlangt“, schilderte damals die in Cremona arbeitende Ärztin Francesca Mangiatordi. Aktuell wird die Corona-Lage immer dramatischer. Die Situation spitzt sich vielerorts zu - auch in Niedersachsen.
Ein tragischer Fall aus der Schweiz sorgte für das Entbrennen der Triage-Debatte. Ein leitender Intensivmediziner musste einen 80-Jährigen abweisen. Der Mann litt an einer schweren Corona-Erkrankung. „Normalerweise hätten wir diese Person aufgenommen, damit sie mindestens eine minimale Überlebenschance hat“, beschrieb der Arzt der NZZ am Sonntag. „In der aktuellen Situation aber halte ich die letzten Betten lieber für Fälle frei, wo mehr Hoffnung besteht.“
Noch stehen in Niedersachsen genügend Intensivbetten für Corona-Patienten zur Verfügung. Aber wie lange noch? Experten haben berechnet, dass die Kapazitätsgrenzen in den Krankenhäusern bundesweit in den nächsten vier bis acht Wochen überschritten sein könnten.
Corona in Niedersachsen: Ethiker fordern Debatte im Bundestag
Angesichts der steigenden Corona-Patienten auf den Intensivstationen fordern nun auch Ethiker in Deutschland eine parlamentarische Debatte über die Verteilung knapper Beatmungsplätze. „Es wäre gut, wenn der Bundestag eine Orientierungsdebatte zum Thema Triage führen würde“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Peter Dabrock dem Spiegel. „Wir brauchen eine zivilgesellschaftliche Diskussion über die Frage, wie mit knappen, lebensnotwendigen Ressourcen umgegangen werden sollte.“
Die öffentliche Befassung mit dem Thema zeigt vor allem eines: Die Corona-Lage wird immer ernster - auch in Niedersachsen. (Jan Wendt) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.
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