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Mysteriöser Nazi-Zug: Feuer am Fundort

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In dem von Nazis errichteten Tunnelsystem soll der Zug versteckt sein. © AFP

Walbrzych - Schatzfieber in Polen: Nach einem nächtlichen Brand steigt die Aufregung um einen angeblich entdeckten "goldenen Zug" aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs.

In dem unzugänglichen Waldgelände, durch das die Bahnstrecke zwischen Walbrzych und Breslau (Wroclaw) verläuft, wurden etwa 200 Quadratmeter Wald zerstört, wie Feuerwehr-Einsatzleiter Sylwester Poreba dem Rundfunksender „Radio Wroclaw“ sagte.

In einem unterirdischen Versteck wird zwischen den Kilometerpunkten 60 und 65 wird der angebliche Zug vermutet, über dessen Inhalt in Polen und darüber hinaus heftig spekuliert wird. Der Brand ereignete sich bei Kilometerpunkt 61. Zur Brandursache war zunächst nichts bekannt.

Unter dem Schloss liegt ein Netz unterirdischer Tunnel, die einst Hitler und seinen Helfern als Unterschlupf dienen sollten. In der ganzen Gegend hatten die Nazis unter dem Codenamen "Riese" zudem unterirdische Stollen bauen lassen, in denen Waffen hergestellt werden sollten.

Da in der Umgebung seit Tagen Möchtegern-Schatzgräber auftauchen, verstärkte die Polizei am Montag ihre Patrouillen. Auch Zivilstreifen seien im Einsatz, hieß es. Bei der Bezirksverwaltung in Breslau tagte ein Krisenstab, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Was verbirgt die mysteriöse Böschung? 

Andrzej Gaik ist langjähriger Schatzsucher und arbeitet heute als Touristenführer. Er war schon vor 15 Jahren auf der Suche nach dem sagenumwobenen "Nazi-Zug"  ist sich sicher, dass es eine geheime Weiche der Nazis an der Bahnstrecke Breslau-Walbrzych gab, durch die Züge in das Tunnelsystem geleitet werden konnten. Er zeigt auf die hohe Böschung neben dem Gleis: "Es gibt eine große in der Böschung versteckte Spalte im Fels. Sie ist voller verschiedener Steine - bestimmt von den Deutschen herangeschafft, um den Eingang zum Tunnel zu verbergen." Tatsächlich ist dort die Vegetation auf etwa 15 Metern Breite auffällig anders.

Die meisten Neugierigen an der Stelle machen Späße über die "Goldbarren", die dort liegen sollen. Ein in der Nähe lebendes junges Paar aber ist ernstlich besorgt: Sollte der Zug vermint sein, wie polnische Behörden gewarnt haben, dann fürchten sie im Falle einer Explosion um ihr Haus.

Bürgermeister bittet um Georadar für die Suche

Der Leiter der Bezirksregierung dämpfte unterdessen die Erwartungen. „Wir können nicht sicher sagen, dass der so genannte goldene Zug sich in der Umgebung von Walbrzych befindet“, sagte Tomasz Smolarz am Montag in Breslau (Wroclaw). Die Dokumente, die der Bürgermeister von Walbrzych von den Findern des angeblichen deutschen Panzerzugs erhalten habe, enthielten keine Georadar-Aufnahmen, zeigte sich Smolarz skeptisch.

Damit widersprach er dem polnischen Vizekulturminister Piotr Zuchowski. Der hatte am Freitag gesagt, er habe auf Georadarfotos den über hundert Meter langen und unter Erde vergrabenen gepanzerten Zug gesehen. Daher sei er "zu 99 Prozent sicher", dass es sich um den "Goldzug" der Nazis handle, sagte der Vizeminister, der zugleich Polens oberster Denkmalschützer ist.

„Alle Informationen stützen sich auf einen Mitteilung von ein paar Seiten und eine unleserliche Karte“, so Smolarz. Die Glaubwürdigkeit der Angaben zum Fund seien nicht besser als in den vergangenen Jahrzehnten.

Der Walbrzycher Bürgermeister Roman Szelemej wollte noch am Montag beim Verteidigungsministerium um Unterstützung bitten, um die angebliche Fundregion per Georadar zu untersuchen. Ein Georadar kann mit elektromagnetischen Wellen unterirdische Gegenstände orten - das Militär setzt diese Geräte zum Beispiel bei der Minensuche ein.

Die Suche nach Schätzen aus der Nazi-Zeit

Es gibt noch viele weitere Schätze oder vermeintliche Schätze aus der Zeit des Nationalsozialismus, um die sich Legenden ranken:

MYTHOS BERNSTEINZIMMER: Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. schenkte die kostbar geschnitzten Wandtäfelungen aus Bernstein 1716 dem russischen Zaren. Deutsche Soldaten brachten den legendären Prunkraum 1942 nach Königsberg, seit 1945 ist er verschollen. Seitdem kursieren viele, oft abenteuerliche Theorien über seinen Verbleib.

DER SCHATZ IM TOPLITZSEE: Waffen, Munition und Falschgeld aus der Nazi-Zeit wurden aus dem kleinen Gewässer im Salzkammergut (Österreich) schon in den 50er Jahren geborgen. Die Nazis hatten dort eine geheime Marineversuchsstation betrieben. Ein US-Taucherteam scheiterte im Juli 2000 jedoch bei der Suche nach Kisten, die Gerüchten zufolge Listen mit Milliardenkonten von Nazibonzen in der Schweiz enthalten sollen.

KEIN SCHATZ IM STOLPSEE: Ohne Erfolg ging im November 2013 die Suche nach einem angeblichen Nazi-Schatz im Stolpsee (Brandenburg) zu Ende. Der Legende nach hatte Reichsmarschall Hermann Göring dort im Frühjahr 1945 Gold und Platin versenken lassen, um die geraubten Reichtümer vor den anrückenden Sowjets zu retten.

GEHEIMNISVOLLE BURG FALKENSTEIN: Seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig das Gerücht um einen vergrabenen Nazi-Goldschatz an der geheimnisumwitterten Ruine im Allgäu. Versuche, den Schatz zu finden, blieben aber bis heute erfolglos.

GOLDRAUSCH IM ERZGEBIRGE: Hunderte Journalisten aus aller Welt strömten im Februar 2008 nach Deutschneudorf in Sachsen. Ein Hobby-Schatzsucher hatte im Nachlass seines Vaters Koordinaten für ein angebliches unterirdisches Gold-Depot der Nazis gefunden. Doch die Suche wurde erfolglos abgebrochen.

dpa/Afp

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