Oettinger kennt Mafia-Verdächtigen - man duzte sich sogar

Bei dem Schlag gegen die italienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta wurden in Deutschland und Italien rund 170 Verdächtige festgenommen. Einen davon kannte Günther Oettinger offenbar.
Brüssel - EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hat sich von einem Bekannten distanziert, der am Dienstag als Mafia-Verdächtiger festgenommen worden ist. Er habe seit mehr als zwei Jahrzehnten keinen engeren Kontakt mehr zum Stuttgarter Pizzeria-Betreiber Mario L. und habe dessen Lokal seit 1994 nicht mehr betreten, sagte der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg am Mittwoch in Brüssel der Deutschen Presse-Agentur.
„Ich habe ihn dann ein Mal noch ein paar Jahre später auf der Straße getroffen, aber seit '94 praktisch keinen Kontakt mehr“, sagte Oettinger. Praktisch bedeute „praktisch und wirklich“, ergänzte der 64 Jahre alte Politiker. Während der Zeit, als er noch Kontakt zu Mario L. hatte, habe er keinerlei Hinweise darauf gehabt, dass dieser in kriminelle Machenschaften verstrickt sein könnte.
„Da sagt man Mario und Günther. Das ist ja klar.“
Die Pizzeria von Mario L. beschrieb Oettinger als ein „Stammlokal der jungen Generation“, man habe man sich dort in Zeiten von Gymnasium, Sport und Junger Union getroffen. „Das ist eine stinknormale Pizzeria“, sagte der Politiker.
Mehrere deutsche Medien hatten am Mario L. am Dienstag als Duz-Freund Oettingers beschrieben. Dieser sagte dazu am Mittwoch: „Also mit 19 Jahren sagt man nicht Herr Oettinger, da sagt man Mario und Günther. Das ist ja klar.“
Mario L. war am Dienstag bei einer großen Razzia gegen die italienische Mafia-Organisation 'Ndrangheta festgenommen worden. Die Polizei stellte dabei insgesamt rund 170 Verdächtige - auch in Deutschland gab es in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen elf Festnahmen. Mario L. wurde in Italien gefasst.
Dass die Ermittler ihn zu Mario L. befragen könnten, könne er sich nicht vorstellen, sagte Oettinger. „Ich kann zumindest nichts beitragen.“
dpa