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Islamistisches Motiv bei Messerangriff von Würzburg? Ermittler teilen neue Erkenntnisse zum Tathergang mit

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Von: Katarina Amtmann

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Blumen und Kerzen in Würzburg
Der Messerangriff von Würzburg sorgt für Trauer und Entsetzen. © Nicolas Armer/dpa/dpa-Bildfunk

In Würzburg starben am Freitag drei Frauen. Das Motiv des Tatverdächtigen ist noch unklar. Hinweise auf Propagandamaterial sei bisher noch nicht entdeckt worden.

Update vom 30. Juni, 6.04 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer sieht in der tödlichen Messerattacke von Würzburg auch ein Beispiel für gescheiterte Integration. Der Augsburger Allgemeinen (Mittwoch) sagte er: „Wenn ein junger Mann sechs Jahre in einem Obdachlosenheim lebt, ohne dass jemand hinschaut und sich kümmert, dann kann ich mit unserer Politik nicht zufrieden sein, da fehlt es am Bewusstsein.“

Noch sei die Motivlage des Täters nicht vollständig geklärt, sagte Seehofer. „Wir haben Hinweise auf eine islamistische Gesinnung des Täters. Eine psychische Störung kommt offenbar dazu.“ Was ihn an dem Fall am meisten beschäftige, sei die Frage, wie es sein könne, dass ein 24-jähriger Mann, der sich rechtskonform in Deutschland aufhalte, nach sechs Jahren im Land in einer Obdachlosenunterkunft lebe. „Damit können wir uns doch nicht abfinden.“ Bund und Länder müssten überlegen, ob die Integrationsbemühungen verstärkt werden müssen.

Seehofer warnte zugleich vor einer Bedrohungslage durch Extremismus und Terrorismus. „Ich will die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen, aber wir dürfen die Gefahren auch nicht verharmlosen“, sagte er. Durch Islamisten, Rechts- und Linksextremisten sowie durch die sogenannten Reichsbürger sei eine Alarmsituation gegeben. „In der Pandemie hat sich das noch verstärkt.“

Update vom 29. Juni, 13.46 Uhr: Bei einer Pressekonferenz nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts verkündete Markus Söder Lockerungen einiger Corona-Maßnahmen. Auf Nachfrage eines Journalisten äußerte sich der CSU-Chef auch zum Messerangriff in Würzburg. Mit Blick auf das noch unklare Motiv versprach er: „Alles wird geklärt, alles kommt auf den Tisch.“ Es gebe wohl Hinweise auf ein islamistisches Motiv, „aber die Dimension und der Zusammenhang, das muss alles geklärt werden.“ Er versprach eine lückenlose Aufklärung.

Islamistisches Motiv bei Messerangriff von Würzburg? Ermittler teilen Erkenntnisse mit

Update vom 25. Juni, 11.47 Uhr: Nach dem Messerangriff mit drei Toten in Würzburg ermittelt die im Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) eingerichtete Sonderkommission (Soko) „Main“ zusammen mit dem Polizeipräsidium Unterfranken weiter zu den Hintergründen der Tat. Die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) hat am 26. Juni das Ermittlungsverfahren übernommen.

In der gemeinsamen Pressemitteilung von Generalstaatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wird auch der Tatablauf genannt. Demnach stach der Verdächtige in einem Kaufhaus in der Kaiserstraße mit einem Küchenmesser (33 cm) auf insgesamt neun Personen ein. Drei Frauen verstarben am Tatort, sechs weitere Personen wurden schwer verletzt, „befinden sich aber zwischenzeitlich außer Lebensgefahr“.

Die Übernahme des Ermittlungsverfahrens durch die ZET erfolgte, „da ein islamistischer Hintergrund für die Taten naheliegt“, heißt es. Dafür sprächen aktuell die von Zeugen wahrgenommen zweimaligen „Allahu Akbar“-Ausrufe sowie ein Hinweis des 24-Jährigen im Krankenbett auf den „Dschihad“. Das Ermittlungsverfahren dauert an. Beim Tatverdächtigen seien bislang aber noch keine Hinweise auf Propagandamaterial gefunden worden (siehe Erstmeldung).

Zwei Handys werden nun untersucht. Ermittler müssen die Inhalte auswerten und anschließend mit Islamwissenschaftlern bewerten. Außerdem gehen die Ermittler derzeit mehr als hundert Spuren nach.

Islamistisches Motiv bei Messerangriff von Würzburg? Ermittler teilen neue Erkenntnisse mit

Erstmeldung vom 29. Juni, 11.04 Uhr: Würzburg - Ermittler haben in der Unterkunft des Messerstechers von Würzburg* nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise für ein islamistisches oder extremistisches Motiv entdeckt. „Bislang sind beim Tatverdächtigen noch keine Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte gefunden worden.“ Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft München und das Landeskriminalamt am Dienstag mit. Das Ermittlungsverfahren dauere weiter an. Im Zuge dessen soll es ein psychiatrisches Gutachten geben, um zu klären, ob der 24 Jahre alte Somalier bei der Tat am Freitag schuldfähig war und in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden muss.

Messerangriff von Würzburg: Drei Frauen sterben - Verdächtiger in Untersuchungshaft

Der Migrant hatte in der Würzburger Innenstadt auf Menschen eingestochen, die er wohl nicht kannte. Drei Frauen starben, sieben Menschen wurden verletzt, darunter ein elfjähriges Mädchen.* Der Verdächtige wurde mit einem Polizeischuss gestoppt. Er sitzt in Untersuchungshaft - wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung sowie vorsätzlicher Körperverletzung.

Experte zu Würzburg: „Wir reden hier nicht von Einzelfällen“

Der Psychologe und Islamismusexperte Ahmad Mansour sieht nach der tödlichen Messerattacke in Würzburg eine Gefahr weiterer ähnlicher Angriffe in Deutschland. „Wir reden hier nicht von Einzelfällen“, sagte Mansour am Dienstag dem Radiosender Bayern 2. Er sehe einen enormen Nachholbedarf hinsichtlich einer guten und gelungenen Integration in Deutschland: „Diese Gefahren sind nicht nur in Würzburg zu sehen, sondern wir haben diese Gefahren leider in Deutschland sehr verbreitet.“ Nur Integration könne Parallelgesellschaften und Radikalisierung präventiv verhindern.

Messerangriff in Würzburg: Augenzeugen berichten

„Labilität, gepaart mit ideologischen Zügen*: Psychologe äußert sich zu Würzburg

In den vergangenen Jahren habe es eine neue Qualität von Terror gegeben, so Mansour: Es seien Fälle, bei denen die Menschen gar keinen Kontakt zu Terrororganisationen gehabt hätten und bei denen die Ideologie nicht so fest verankert in ihren Köpfen gewesen sei. „Sondern Labilität, gepaart mit ideologischen Zügen, vielleicht eine persönliche Krise - diese Mischung kann explosiv sein und kann dazu führen, dass diese Leute auch bereit wären, im Namen dieser Ideologie und Labilität andere Menschen zu verletzten.(kam/dpa)*Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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