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Corona-Krise: Deutsche Wirtschaft bricht dramatisch ein - „Jahrhundert-Rezession“ schickt Dax auf Talfahrt

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Luftansicht auf Container im Hafen von Duisburg in Nordrhein-Westfalen
Container im Duisburger Hafen: Die deutsche Wirtschaft ist in der Corona-Krise massiv eingebrochen. © Ina Fassbender/ AFP

Die Corona-Krise stürzt die deutsche Wirtschaft in eine tiefe Rezession - die Wirtschaftsleistung ist dramatisch geschrumpft. Investoren zeigten sich verunsichert. Der Dax rutschte tief ins Minus.

Wiesbaden - Deutschlands Wirtschaft ist wegen der Corona-bedingten Einschränkungen im Frühjahr in historischem Ausmaß eingebrochen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging von April bis Juni um 10,1 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag in einer Schnellmeldung mitteilte. Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres liegt das Minus sogar bei 11,7 Prozent. Volkswirte hatten dagegen ein Minus von rund neun Prozent erwartet.

Der Einbruch des Brutto-Inlandsprodukts markiere „den heftigsten Absturz der Wirtschaftsleistung, den die Bundesrepublik je erlebt hat“, sagte Professor Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel am Donnerstag. DekaBank-Volkswirt Andreas Scheuerle sprach gegenüber Merkur.de* gar von einer „Jahrhundertrezession“. Den bisher stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal hatte es während der Wirtschafts- und Finanzkrise mit minus 7,9 Prozent im zweiten Vierteljahr 2009 gegeben.

Corona-Krise: Deutsche Wirtschaft bricht dramatisch ein - „Jahrhundert-Rezession“

Bereits im ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 2,0 Prozent zurückgegangen. Im zweiten Quartal folgte nun der freie Fall. Damit ist Deutschland nun auch offiziell in der befürchteten Rezession.

Der heftige Konjunktur-Einbruch* sorgte bei Investoren für miese Laune. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) sackte nach Veröffentlichung der Zahlen ab und notierte am späten Nachmittag um rund drei Prozent tiefer bei 12.435 Zählern. Dies war der tiefste Stand seit Anfang Juli. Neben den erneut aufgeflammten Konjunktursorgen drückt auch der erneute Anstieg der Corona-Fall-Zahlen auf die Stimmung. Die Entwicklung lasse ihn „vorsichtiger werden“, sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Prof. Lars Feld am Donnerstag gegenüber der Zentralredaktion von Ippen Digital. Es müsse alles getan werden, „um einen erneuten Lockdown zu verhindern“, so Feld.

Von April bis Juni brachen in Deutschland sowohl die Exporte wie auch die Importe drastisch ein. Zugleich sackten die privaten Ausgaben und die Investitionen ab. Unternehmen wie Verbraucher halten im wirtschaftlichen Abschwung ihr Geld zusammen. Zudem sinkt die Kaufkraft, weil viele Menschen ihre Arbeit verlieren.

Die Zahl der Arbeitslosen ist zuletzt kräftig gestiegen. Im Juli waren 2,91 Millionen Menschen ohne Job, 635.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mit.

Corona-Krise: Volkswirte für wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr zuversichtlicher

Für das zweite Halbjahr sind Volkswirte aber wieder zuversichtlicher. „In den kommenden Quartalen erwarten wir eine in Teilen recht kräftige Erholung“, schrieb der Chef-Volkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier in einer ersten Einschätzung. Bereits im laufenden „dritten Quartal dürfte das BIP um knapp sieben Prozent steigen“, erwartet IfW-Volkswirt Kooths. Doch bis die Wirtschaftsleistung wieder auf Vorkrisenniveau liege, dürfte es noch dauern. Erst „Ende nächsten Jahres“ werde dieses Niveau wohl wieder erreicht, so Kooths.

Der Deutschen Bundesbank zufolge dürfte der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Aktivität bereits im April erreicht worden sein. Im
zweiten Halbjahr dürfte sich demnach die wirtschaftliche Erholung fortsetzen. „Dazu wird auch das zuletzt beschlossene Konjunkturpaket beitragen“, schrieben die Experten im jüngsten Monatsbericht.

Die Bundesregierung hat für die Jahre 2020 und 2021 ein insgesamt 130 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket aufgelegt. Unter anderem wurde die Mehrwertsteuer vom 1. Juli an für ein halbes Jahr gesenkt: von 19 auf 16 Prozent beziehungsweise 7 auf 5 Prozent. Das soll den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln.  

Auch die US-Wirtschaft hat im Zuge der Corona-Krise große Probleme. Das Bruttoinlandsprodukt ist um 33 Prozent abgestürzt, die Arbeitslosenquote stark gestiegen. (AFP/dpa/frs/utz) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.

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