9-Euro-Ticket-Nachfolger: Wann das neue Ticket kommen soll und wie viel es kosten soll
Die Bundesregierung hat ein drittes Entlastungspaket auf den Weg gebracht. Darin enthalten: Geld für ein Modell zur 9-Euro-Ticket-Nachfolge. Bei Zeitpunkt und Finanzierung hakt es aber noch.
Berlin – Die Bundesregierung investiert weiter: Um die Folgen der Krise durch den Ukraine-Krieg und die Inflation abzufedern, nimmt die Ampel 65 Milliarden Euro in die Hand. Umgesetzt werden soll davon ein neues Entlastungspaket, insgesamt das Dritte. Bundeskanzler Olaf Scholz stellte bereits klar, dass es das größte bisherige Paket ist, der finanzielle Rahmen übersteigt sogar den Rahmen der beiden zuvor geschnürten Pakete zusammen.
Etliche Entlastungen sollen auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen. Unter anderem wird das Kindergeld angepasst, es gibt eine Reform beim Bürger- und beim Wohngeld und eine Strompreisbremse. Und auch Rentner und Studierende sollen vom Paket massiv profitieren (Das gesamte Entlastungspaket im Überblick). Ebenfalls enthalten: Ein neues Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr als Nachfolger des im Juni, Juli und August verkauften 9-Euro-Tickets. Das vergünstigte bundesweite Ticket wurde von der deutschen Bevölkerung gut angenommen - rief aber auch reichlich Kritik hervor.
9-Euro-Ticket-Nachfolger: Was zum neuen ÖPNV-Ticket bekannt ist
Bereits im Vorfeld des Beschlusses, der am Sonntag (04. September) geäußert wurde, stellte Finanzminister Christian Lindner bei der Regierungsklausur in Meseberg heraus, dass er offen für ein etwaiges Nachfolge-Modell sei. Seit den langen Verhandlungen über das Entlastungspaket ist nun auch klar: Ein neues bundesweites Nahverkehrsticket befindet sich in der Planung. Allerdings gibt es noch einige Unklarheiten – und auch die Finanzierung könnte ein zähes Thema werden.
Zum Stand der Dinge: Wie Kanzler Scholz und die Spitzen der Ampel-Parteien am Sonntag erklärten, stelle man bis zu 1,5 Milliarden Euro bereit, um ein Nachfolge-Modell für das 9-Euro-Ticket auf den Weg zu bringen. Es soll – wie auch das 9-Euro-Ticket bereits – bundesweit Gültigkeit im ÖPNV besitzen und laut ersten Informationen auch als Abo-Modell zur Verfügung stehen.

Wann kommt der 9-Euro-Ticket-Nachfolger – und wie teuer wird er?
Einen genauen Termin, wann das Ticket dann zu erwerben ist, gibt es zunächst aber nicht. Verkehrsminister Volker Wissing kündigte an, dass bis Ende des Jahres über die Modalitäten des Fahrscheins entschieden werden solle. Als Starttermin sei dann Anfang 2023 ins Auge gefasst. Auf der Pressekonferenz am Sonntag waren sich die Parteispitzen einig, dass man sich über ein neues Nahverkehrsticket freue. Grünen-Co-Chef Omid Nouripour konnte jedoch auch nur sagen, dass er hoffe, das Ticket werde möglichst „bald“ kommen.
Fragezeichen stehen auch noch über dem Preis, den das Ticket kriegen soll. „Ich möchte ein vom Preis her möglichst attraktives Ticket, das deutschlandweit gilt und als Abo-Variante zu kaufen ist“, äußerte sich Wissing vor dem Beschluss gegenüber der Mediengruppe VRM. Was fest steht: Das neue Ticket wird definitiv deutlich teurer als das 9-Euro-Ticket. Nouripour sprach auf der Pressekonferenz davon, er hoffe, man könne einen Preis von rund 49 Euro pro Monat erzielen. In der Beschlussvorlage ist von einem Preis in einer Spanne von 49 bis 69 Euro die Rede.
49 bis 69 Euro für das Nachfolger-Ticket? Warum die Finanzierung zum Problem werden könnte
Warum die Schwankung im Preis noch vorhanden ist? Unter anderem, weil ein Punkt zum Nachfolger-Ticket einfach noch nicht final geklärt ist, und der ist besonders kritisch: Die Finanzierung. Ja, die Ampel hat angekündigt, dass für den 9-Euro-Ticket-Nachfolger rund 1,5 Milliarden Euro locker gemacht werden. Die vom Bund vorgesehene Finanzierung wird aber wohl kaum ausreichen, um das Ticket zu stemmen. Und die Regierung sieht laut Beschlussvorlage den ÖPNV „in der Verantwortung der Länder und Kommunen“.

Heißt: Die Länder sind bei der Finanzierung ebenfalls gefragt. Bedeutet auch, der Zuschuss zum Ticket vom Bund kommt nur, wenn die Länder mitspielen. Die Regierung fordert demnach, dass die Länder „mindestens“ die selbe Menge an finanziellen Mitteln zur Umsetzung beisteuern. Und diese Zusage ist noch offen. CDU-Politiker Jens Spahn etwa echauffierte sich bereits darüber, dass die Länder nicht schon vor dem Beschluss in die Beratungen mit einbezogen wurden.
Derweil fürchten die Städte, dass die Finanzierung über die Länder auf sie abgewälzt werden könnte. Daher hoffen sie auf die Zusage der Länder zur Finanzierung des Tickets. Die Länder müssten sich „jetzt bewegen“ und in die Pflicht genommen werden, sagte Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster und aktuell Vorsitzender des Deutschen Städtetages. Eine Zusage steht noch aus. Und die Finanzierungsfrage bietet ordentlich Konfliktpotenzial zwischen Bund und Ländern.
Beliebt war es allemal, aber war das bisherige vergünstigte Ticket auch so gut wie erhofft? Ein Experte zieht eine bittere Bilanz zum 9-Euro-Ticket.