Chef der Wirtschaftsweisen wegen steigender Corona-Zahlen besorgt: „Müssen erneuten Lockdown verhindern“

Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, sieht den erneuten Anstieg der Corona-Fallzahlen mit wachsender Sorge. Die jüngste Zunahme der Infektionszahlen und die Situation in den USA ließen ihn „vorsichtiger werden“, sagte Feld gegenüber der Zentralredaktion von Ippen Digital.
- Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, sieht die steigenden Corona-Fall-Zahlen mit großer Sorge.
- Ökonom warnt vor enormen wirtschaftlichen Schäden im Falle eines erneuten Lockdowns
- Große Bedenken wegen Corona-Hilfspaket der EU
Zwar könnte die deutsche Wirtschaft einen weiteren Lockdown „vielleicht verkraften“, aber „die wirtschaftlichen Schäden wären enorm“, warnte der Vorsitzende des Sachverständigenrats (SVR). Daher „müssen wir alles tun, um einen erneuten Lockdown zu verhindern“, sagte der oberste Wirtschaftsberater der Bundesregierung.
Mit Blick auf die am Donnerstag veröffentlichten Daten zur Konjunkturentwicklung in Deutschland sagte Feld, die Werte lägen „sehr nah“ an den Schätzungen des Sachverständigenrats. Von daher ergebe sich hier „kein wesentlicher Revisionsbedarf“ für die SVR-Prognose zum laufenden Jahr. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstagvormittag mitteilte, ist das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent eingebrochen. Dies war der stärkste Rückgang in der Geschichte der Bundesrepublik.
Wirtschaftsweiser: Wirtschaft erst 2022 zurück auf Vorkrisenniveau
Nach dem Mitte Juni veröffentlichten Ausblick erwarten die Wirtschaftsweisen im laufenden Jahr ein BIP-Minus von 6,9 Prozent. Im kommenden werde die Wirtschaftsleistung nach Einschätzung der Experten aber um 4,9 Prozent zulegen. Doch bis die deutsche Wirtschaft wieder ihr Vorkrisen-Niveau erreicht, werde es noch dauern. „Erst 2022“ werde das BIP in Deutschland wieder auf dem Stand von 2019 liegen, sagte Feld.
Wirtschaftsweiser sieht EU-Hilfen skeptisch: Überfällige Reformen werden aufgeschoben
Skeptisch äußerte sich der Wirtschaftsweise auch zum milliarden-schweren Corona-Hilfspaket der EU. „Ich befürchte, dass die zusätzlichen Gelder die eigentlichen Probleme in den besonders von der Pandemie getroffenen Mitgliedstaaten nur kaschieren, und die dort längst überfälligen Reformen wieder einmal aufgeschoben werden“, sagte Feld mit Blick auf Länder wie Italien oder Frankreich gegenüber Ippen Digital.
Die EU hatte sich vor knapp zwei Wochen auf dem EU-Sondergipfel nach mehreren Nachtsitzungen auf ein Hilfspaket mit einem Volumen von insgesamt 750 Milliarden Euro geeinigt. 390 Milliarden Euro sollen als Zuschüsse fließen, 360 Milliarden sollen als Kredite vergeben werden.
Nicht nur die EU hat Wirtschaftssorgen, auch in den USA brach die Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise dramatisch ein.